Seelen-Bild Waage (Zuordnung Venus)
Seelen-Monat vom 24. September bis 23. Oktober
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versinken und verlieren sich
alle Widersprüche des Lebens.
Nur in der Liebe
sind Einheit und Zweiheit
nicht im Widerspruch."
Rabindranath Tagore
Übersicht
- Fragen zur Selbsterkenntnis
- Impulse zum Seelen-Monat WAAGE
- 16 Liebeserklärungen an Waage-Geborene
- Das Lebensprinzip VENUS
- Kurzportrait: Mahatma Gandhi
- Khalil Gibran: Von der Liebe
1. Fragen zur Selbsterkenntnis
WAAGE in dir in Verbingung bringen?
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Lass dir vorlesen:
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Jürgen Schröter (Sprecher)
Fragen zur Selbsterkenntnis
1. Wie sehr mag ich mich selbst?
Was mag ich an mir nicht?
Wie sehr liebe ich mich selbst
und fühle mich wohl in meiner Haut?
2. Hege ich noch Groll gegen andere Menschen?
Bei wem sollte ich mich entschuldigen,
bei wem um Verzeihung bitten?
3. Was ist für mich richtig SCHÖN?
Wobei geht mein Herz auf, wenn ich es sehe?
4. Was macht mir Freude,
was weist mir den Weg der Freude?
5. Wie viel Harmonie brauche ich im Leben?
Wo ist etwas in meinem Leben nicht in Harmonie?
6. Was brauche ich als Ergänzung in meinem Leben.
Wo fühle ich mich "halb" und suche die andere Hälfte?
7. Was erwarte ich von meinen Beziehungen?
2. Impulse des Seelenmonats vom 24.9. bis 23.10.
WAAGE (Venus)
Lass dir die nächsten Zeilen vorlesen!
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Jürgen Schröter (Sprecher)
Impulse des Seelen-Monats
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Vom 24.9. bis 23.10.
beeinflusst uns alle die kosmische Seelen-Qualität des Tierkreizeichens WAAGE. Dieses kosmische Ur-Prinzip korrespondiert in unserem Sonnensystem und unserem Kulturraum mit dem Ur-Prinzip von VENUS.
Der Archetyp WAAGE repräsentieren eine bestimmte Qualität der Seele unseres Sonnensystems und unserer Milchstraße. Wenn wir uns dessen bewusst sind, dann können wir diesen Einfluss deutlicher spüren und bewusst verstärken.
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Die Seelenqualität der WAAGE sind HARMONIE, ÄSTETHIK, BEZIEHUNG.
Die Schwingung des Archetyps VENUS führt uns augenblicklich in Resonanz mit der Kraft der (Eigen-)Liebe, der Harmonie und des Genusses. Sie stärkt unsere liebevolle Achtsamkeit und unsere Eigenverantwortung.
Wie am 21. März halten sich auch am 23. September Helligkeit und Dunkelheit die Waage. Frühling und Sommer sind vorüber. Das Leben zieht sich wieder zurück. Gegenüber der nach außen gerichteten Expansion von Frühlung und Sommer stellt die Natur den Ausgleich der nach innen gerichteten Besinnung im Herbst und Winter wieder her. Der Seelen-Impuls der Waage stellt den Ausgleich her, die Balance zwischen Innen und Außen, leitet so die Harmonie des Jahres ein.
"Was im Tagesrhythmus ein in allen Farben strahlender Sonnenuntergang ist, das ist im Jahresrhythmus die Zeit der Herbst-Tagundnachtgleiche.
Da durchdringen einander Wärme und Kälte, Hell und Dunkel, Himmel und Erde, Geist und Natur. Die ganze Schöpfung wird gleichsam transparent
für die ewigen, göttlichen Urbilder." (Arthur Schult)
>> Mehr über die Seelenschwingung von VENUS
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3. Liebeserklärung an Waage-Geborene
Lass dir die folgenden Liebeserklärungen vorlesen!
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Jürgen Schröter (Sprecher)
Liebeserklärung an Waage-Geborene
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16 Liebeserklärungen
an die Seelenqualität von WAAGE
Erkennst du dich darin wieder?
Liebe diese Seelenqualitäten auch bei dir selbst!
- Ich liebe deine Sehnsucht nach Schönheit. Du hilfst mir, das Schöne im Leben besser zu erkennen und es zu genießen!
- Ich liebe deinen unbeugsamen Gerechtigkeitssinn. Du bist eine mitreißende Kämpfernatur gegen die Ungerechtigkeit in der Welt.
- Ich liebe deinen Mut zu tiefer Ich-Du-Beziehung. Du weckst in mir ein starkes Paarbewusstsein.
- Ich liebe deine Sehnsucht nach innerer und äußerer Harmonie. Es stärkt mich darin, Disharmonisches im Leben auszugleichen.
- Ich liebe deinen Gemeinschaftssinn. Du bist das Herz von privaten und beruflichen Gemeinschaften.
- Ich liebe deine diplomatische Begabung. Du suchst in allem eine friedliche Lösung.
- Ich liebe deinen feinen, künstlerischen Geschmack. Alles, was du tust, ist ein kleines Kunstwerk, dein Leben ein großes.
- Ich liebe deine Lebensfreude und Genussfähigkeit. Du hilfst mir damit, das Leben zu genießen.
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Rosenquarz als Handschmeichler
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- Ich liebe deine Balance zwischen Ich und Du – Nähe und Distanz. Es fordert mich heraus, selbst in Balance zu seín.
- Ich liebe deine Hingabefähigkeit. Du kannst dich dem Leben und anderen Menschen voll und ganz hingeben.
- Ich liebe deine körperliche und auch elegante Schönheit. Es macht mir Freude, dich einfach nur anzusehen.
- Ich liebe deine Kontaktfreude und Geselligkeit. Für dich gibt es keine „Fremden“.
- Ich liebe deine Liebe zu Mutter Erde, deine Naturverbundenheit. Du bringst mich der Harmonie in Natur und Schöpfung näher.
- Ich liebe deinen Takt und deine Höflichkeit. Ich fühle mich auf diese Weise von dir sehr respektiert.
- Ich liebe dein klares Urteilsvermögen. Du bietest klare Positionen, an denen ich mich messen kann.
- Ich liebe deine Unentschlossenheit. Du forderst mich heraus, das Ruder in die Hand zu nehmen und die Führung zu übernehmen
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4. Die Lebensprinzipien
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Jürgen Schröter (Sprecher)
Das Urprinzip Waage-VENUS
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Das Ur-Prinzip VENUS ist uns schon im Seelen-monat Stier begegnet. VENUS regiert zwei Archetypen (Tierkreiszeichen): Stier und Waage. Stier-VENUS ist der weiblich, geerdete Pol der Venus. Waage-VENUS der männliche, luftige Pol. Ja, in der Waage zeigt sich VENUS auch in ihrem mehr geistigen und männlichen Aspekt.
VENUS ist als Urprinzip absolut polar! Stier-VENUS ist eher die Häusliche und brave Ehefrau. Waage-VENUS ist die Wilde, die Leidenschaftliche. Mit ihrem Liebhaber MARS, ihrem diamentalen Gegenpol, hat sie den Sohn EROS und die Tochter HARMONIA. Das harmonische und erotische Potenzial von VENUS bricht erst in der leidenschaftlichen Beziehung zu MARS hervor. (Die beiden anderen Kinder von VENUS und MARS sind Phobia - die Angst - und Daimon - der Schrecken). Angst und Schrecken sind der Schattenaspekt der Waage-VENUS.
Waage-VENUS ist ein überaus spannungsgeladenes Ur-Prinzip,
oft (unerlöst) ein Vulkan unter Scheinharmonie.
Zum männlich-luftigen Ur-Prinzip VENUS gehören:
- Ausgleich, Balance
- Gleichgewicht
- Schönheit, Geschmack, Stil
- Kunst und Kultur
- Harmonie
- Versöhnung und Frieden
- Erotik (mehr als Kunst denn Sinnlichkeit)
- Liebeskunst wie Tantra
- Flirten
- Offenheit für Begegnungen
- das DU - bis zur Selbstaufgabe des Ich
- sich über die Beziehung Gedanken machen
- die Suche nach der Ergänzung im Außen, im Anderen
- vage (!), unbestimmt, unentschieden
- Harmoniesucht
- faule Kompromisse, Scheinharmonie
- Bindungsängste
- Kompromissbereitschaft
- hohe ethische und moralische Maßstäbe
- Kupfer als Metall
- Rosenquarz als Mineral
- ROSA als Farbe
- Nierenerkrankungen
- Hautprobleme
- Schmusekatze, Schoßhündchen
- der Rad schlagende Pfau
- Lipizzaner als Dressurpferde
- die Schönheit der Rose (Stachel)
- Jasmin
- französische Gärten
- Costa Rica als Land des Friedens und Ausgleichs
- das traditionelle China als "Land der Mitte"
- Österreich mit seiner Hauptstadt Wien
Unsere moderne Gesellschaft scheint in ihrem Jugend- und Sex-Kult, ihrer erotischen Werbung stark venusgeprägt zu sein. Doch das ist sicher nur Oberfläche, sexistischer Schein. Wir sind gesellschaftlich weit davon entfernt, das erlöste Waage-Venus-Prinzip zu leben. Waage-VENUS ist nicht die Dominanz des Krieges, des Kampfes, der Unterdrückung (Mars), wie es heute in der Welt herrscht, sondern des Friedens. Aber keines Friedens, wo UN-Blauhelmsoldaten Massakern passiv zuschauen, sondern eines starken, aktiven Friedens, wie es uns Gandhi vorgelebt hat: Widerstand, aber gewaltfrei. (Gandhi selbst ist ein Waage-Geborener.)
Venusische Liebe der Waage ist weder reiner, körperlicher Sex noch lauwarme Blümchen-Beziehung, sondern die Lebendigkeit und Leidenschaft einer klar polarisierten Beziehung. In dieser authentsichen Polatität des Männlichen und Weiblichen entsteht Erotik und die höhere Harmonie des Ganzen. (Mehr im Buch von Ruediger Dahlke: Die Lebensprinzipien, S. 351 - 404, hierzu insbesondere S. 385 ff.)
5. Portrait eines Waage-Geborenen
* 2. Oktober 1869 - gest. 30. Januar 1948
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Jürgen Schröter (Sprecher)
Kurzportrait GANDHI
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Gandhi ist DER Friedenspolitiker überhaupt.
Obwohl er mehrfach für den Friedensnobel-
preis nominiert wurde, hat er ihn doch nie
verliehen bekommen.
An seiner archetypischen Signatur lässt sich
gut dieser männlich-geistige (luftige) Aspekt
des Waage-VENUS-Urprinzips studieren.
Gandhi ist der GEISTIGE Anführer der
indischen Befreiungsbewegung gegen den
Britischen Kolonialismus. Er ist Rechtsanwalt,
Widerstandskämpfer, Revolutionär, Publizist,
Morallehrer, Asket, Pazifist in EINER Person, die Inkarnation so vieler Facetten der Waage-VENUS als Mann.
Im Leben von Mahatma Gandhi können wir gut studieren, wie ein archetypisches Ur-Prinzip sich über ein langes, ereignisreiches Leben
immer mehr klärt und sich einlöst. Es zeigt auch, wie männlich stark dieses Waage-VENUS-Prinzip auch in der Durchsetzung weiblicher Qualitäten wie Friede, Versöhnung, Gewaltfreiheit oder Wahrheit überhaupt sein kann.
Gandhis Lebensphilosophie:
da der Mensch nicht fähig ist,
die absolute Wahrheit zu erkennen,
und deshalb auch nicht berechtigt ist zu bestrafen."
Politik der Versöhnung
Gandhis Politik war nicht nur die der Gewaltfreiheit (sowohl in Südafrika wie in Indien), des zivilen Ungehorsamkeit, der Nicht-Kooperation, sondern auch der Versöhnung. Er forderte die Menschenrechte für Unberührbare und Frauen ein, strebte die Versöhnung zwischen Hindus und Moslems an und kämpfte gegen die koloniale Ausbeutung für ein neues, autarkes, von der bäuerlichen Lebensweise geprägtes Wirtschaftssystem in Indien.
Die Ehe mit Kasturba Makthaji
Gandhi wurde bereits im Alter von sieben Jahren verlobt und im Alter von 13 Jahren verheiratet. Gandhi kritisierte später die Kinderheirat, die damals in Indien üblich war und auch heute noch existiert. In seiner Autobiographie "Mein Leben" schreibt er: „Ich sehe nichts, womit man eine so unsinnig frühe Heirat wie die meine moralisch befürworten könnte.“
Das Ehepaar hatte 5 Kinder, das erste verstarb kurz nach der Geburt. Ab 1908 pflegte Gandhi seine Frau während ihrer Krankheit und war auch bei ihrem Tod 1944 bei ihr. Dessen ungeachtet hatte er bereits 1906 ein Gelübde der sexuellen Enthaltsamkeit abgelegt - wohl auch zum Zweck,
die sexuelle Energie in eine spirituelle zu transformieren, ein in Indien häufig praktizierter spiritueller Weg der Askese - natürlich weit entfernt von Erotik oder Tantrismus.
Mahatma - die Große Seele
Der Sanskrit-Ehrenname Mahatma stammt wahrscheinlich von dem indischen Philosophen und Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore (im Bild rechts mit Gandhi), der Gandhi bei seiner Ankunft in Bombay am 9. Januar 1915 nach seinem Aufenthalt in Südafrika so begrüßte. Gandhi tat sich lange Zeit schwer mit diesem Bei-namen, der gegen seinen Willen gebräuchlich wurde, denn er verzichtete strikt auf jede Art von Kult um seine Person. In seiner Autobiographie schreibt er, dass der Titel Mahatma für ihn nicht nur keinen Wert besitze, sondern ihn oft tief gepeinigt habe. Später akzeptierte er den Ehrennamen und wollte ihm gerecht werden und so ließ er sich „trotz manchen sympathischen Sträubens“ Mahatma nennen. Der Name Mahatma Gandhi ist heute weitaus geläufiger als der Geburtsname (nach WIKIPEDIA).
Polaritäten im Leben Gandhis
Auch das Leben Gandhis ist durchaus widersprüchlich, spannungsgeladen.
Lange Zeit lang war er der Brittischen Herrschaft gegenüber loyal, so dass manche indischen Revolutonäre in ihm sogar einen Reaktionär sahen.
Er war überaus spirituell, war mit großen spirituellen Lehrern Indiens befreundet und gleichzeitig ein Mann der Tat. "Handeln oder sterben" war sein Wahlspruch. Seine Spiritualität hielt sich nicht aus der Politik heraus. Seine Spiritualität wurde zur Politik, vergleichbar nur noch mit dem Dalai Lama.
Es heißt, dass Gandhi in jungen Jahren auch Erfahrungen im Bordell gemacht hatte, worüber er sich sehr schämte. Solche - in seinen Augen - amoralischen Entgleisungen führten ihn zur Ausprägung sehr strikter bis asketischer Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung. In dieser Hinsicht ist er wenig "venusisch". Neben der Wahrheit wurden Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung zu seinen zentralen Lebensausrichtungen.
Mahatma Gandhi predigte die Gewaltlosigkeit und starb am Ende doch selbst durch Gewalt. Nach der gewaltlosen Befreiung Indiens vom Britischen Kolonialismus 1947 versank das Land in Blut und Elend. Die Gewalt im Lande brach offen aus und machte vor Gandhi selbst nicht halt.
Der Schock über den Mord an Gandhi, dem "Vater Indiens", dem "Heiligen", dem "Unsterblichen" am 30. Januar 1948 versöhnte am Ende dieses Land wieder, so dass sein Tod selbst die Nation wieder vereinigte.
Ein Dokumentarfilm (16 Minuten)
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6. Worte zum VENUS-Monat
Von der Liebe
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Jürgen Schröter (Sprecher)
Khalil Gibran: Von der Liebe
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Khalil Gibran (1883 - 1931) ist für uns vom Christentum beeinflusste Westler ein Segen.
Er ist ein Brückenbauer zum Herzen des Islam. - Wie ich das meine?
Jede Religion hat ihre eigenen Mystiker.
Die Mystik des Islam ist der Sufismus.
Der große Mystiker des Christentums ist Meister Eckhart (1260 - 1328), der große Mystiker des Islam ist RUMI (1207 - 1273).
Mystiker aller Weltreligionen sind von so einer tiefen und reinen Liebe durchdrungen, dass ihre Worte prosaisch sind, Gedichte.
Oft ist ihr "Hohes Lied der Liebe" schwer zu verstehen, wenn man diese, ihre mystischen Erfahrungen nicht selbst gemacht hat.
Khalil Gibran ist 1883 im Libanon geboren und im Sufismus aufgewachsen. Als 12-Jähriger emigrierte der mit seiner Mutter in die USA und nahm viel unserer westlichen Kultur auf. So ist sein Hauptwerk "Der Prophet" (1923 erstmals erschienen) aus dem Herzen des Islam, dem Sufismus geschrieben, doch in einer Sprache, die für uns Westler verständlich ist.
In den aktuellen "Kulturkriegen" brauchen wir Brückenbauer und das Werk Khalil Gibrans kann uns auch die tiefe Schönheit des Islam nahe bringen.
Hier der vollständige Text des 1. Kapitels:
Auch wenn ihre Pfade beschwerlich und steil sind.
Und wenn ihre Schwingen euch umfangen,
gebt euch ihr hin,
Auch wenn das Schwert zwischen ihren Fittichen
euch verwunden mag.
Und spricht sie zu euch, schenkt ihr Glauben,
Auch wenn ihre Stimme eure Träume zerschlagen mag,
so wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so wie die Liebe euch krönt, wird sie euch kreuzigen.
So wie sie euer Wachstum befördert, stutzt sie auch euren Wildwuchs.
Ebenso wie sie zu euren Gipfeln emporsteigt
und eure zartesten Zweige liebkost, die im Sonnenlicht zittern,
Wird sie zu euren Wurzeln hinabsteigen
und sie erschüttern in ihrem Erdverhaftetsein.
Wie Garben sammelt sie euch und drückt euch an die Brust.
Sie drischt euch, um euch zu entblößen.
Sie siebt euch, um euch von eurer Spreu zu befreien.
Sie mahlt euch blütenweiß.
Sie knetet euch, bis ihr geschmeidig seid;
Und dann überantwortet sie euch ihrem heiligen Feuer,
damit ihr heiliges Brot für Gottes heiliges Festmahl werdet.
All das wird die Liebe euch antun,
damit ihr die Geheimnisse des Herzens erkennt
und in diesem Erkennen zu einem Bruchteil vom Herzen des Lebens werdet.
Solltet ihr aber aus Angst nur den Frieden der Liebe
und die Freuden der Liebe erstreben,
Dann ist es besser für euch, wenn ihr eure Blöße bedeckt
und die Tenne der Liebe verlasst und hinaustretet
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo ihr lachen werdet, aber nicht all euer Lachen,
und weinen, aber nicht alle eure Tränen.
Die Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Die Liebe besitzt nicht, noch will sie Besitz sein.
Denn der Liebe ist die Liebe genug.
Wenn ihr liebt, sollt ihr nicht sagen: "Gott ist in meinem Herzen",
sondern: "Ich bin im Herzen Gottes."
Und meint nicht, ihr könntest den Lauf der Liebe bestimmen,
denn befindet sie euch für würdig, bestimmt vielmehr sie euren Lauf.
Die Liebe wünscht nichts, als sich selbst zu erfüllen.
Doch wenn ihr liebt und Wünsche haben müsst, dann wünscht euch dies:
Zu zerschmelzen und gleich einem rauschenden Wasser zu werden,
das der Nacht seine Weise singt.
Die Qual zu großer Zärtlichkeit kennen zu lernen.
Verwundet zu werden von eurem eigenen Verständnis der Liebe;
Und bereitwillig und freudig zu bluten.
Im Morgengrauen mit einem Lerchen-Herzen aufzuwachen
und für einen neuen Tag des Liebens Dank zu sagen;
In der Mittagszeit zu rasten und dem Entzücken der Liebe nachzusinnen;
Am Abend dankbar heimzukehren;
Und dann einzuschlafen mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.
Khalil Gibran: Von der Liebe
Der Prophet (dtv-Ausgabe), S. 14 - 16